Indien, ich bin da!
Ankunft in Chennai
Ein uralter Traum erfüllt sich gerade.
Einmal das Land Buddhas bereisen.
Ganz alleine.
Ganz pur.
Zuerst das Außen: Kerala. Zwei Wochen Ayurveda.
Runterkommen. Den Körper wieder bewohnen.
Dann nach Innen: Tiruvannamalai.
Zehn Tage auf den Spuren von Ramana Maharshi wandeln.
Doch jetzt erst einmal: Ankunft in Chennai.
Müde. Erschöpft. Zerzaust vom langen Weg. Jetlag.
Taxis. Verkehr. Menschen. Lärm. Alles gleichzeitig.
Zu viel. Zu schnell.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor.
Endlich im Hotel. Ich will nur noch schlafen.
Aber das ist gar nicht so einfach.
Die Klimaanlage bläst ziemlich laut kalte Luft.
Nicht regulierbar.
Doch irgendetwas ist noch lauter. Ich suche.
Und entdecke den winzigen, leeren Kühlschrank.
Abstecken geht nicht – sonst rinnt das auftauende Eis aus.
Durch die Wände dringt Musik.
So laut, dass ich im Takt mitwippen kann.
Und dann dieser Geruch.
Dieser üble Geruch.
Modrig. Feucht.
Er scheint aus der Klimaanlage zu kommen
und hat sich bereits auf alles gelegt:
Handtücher. Bettwäsche. Das ganze Zimmer.
Ich will die Fenster öffnen.
Fehlanzeige. Die Griffe sind abmontiert.
Ein klassischer Moment.
Ich kann gerade nichts ändern.
Aber ich weiß:
Wenn du sonst nichts mehr tun kannst,
kannst du dich immer noch in Achtsamkeit üben.
Ich dusche.
Stopfe mir Oropax in die Ohren.
Schlafe eine Stunde.
Gehe etwas essen.
Dann richte ich mir einen kleinen Meditationsplatz auf dem Bett ein
und mache das, was ich schon seit langem übe:
ich wende meinen Fokus nach innen.
Ich nehme der Reihe nach wahr, was in meinem Geist auftaucht:
– der vollen Magen
– der Geruch
– die Musik im Hintergrund
– das Rauschen von Kühlschrank und Klimaanlage
– die Kühle des Luftzugs
– das Hupen der Autos auf der Straße.
Jedes Mal, wenn etwas neues im Bewusstsein erscheint, sage ich mir still:
”Entstanden.”
Jedes Mal, wenn etwas nachlässt, sage ich still:
”Vergehend.”
Nicht um es loszuwerden.
Nicht um es zu verbessern.
Nur um es zu sehen.
Nach einer Weile fällt mir auf:
Ich werde ein bisschen ruhiger.
Es tauchen immer noch neue Eindrücke auf.
Aber ich verhake mich weniger in ihnen.
Sie kommen.
Sie gehen.
Der Geist wird ruhiger.
Gesammelter.
Für einen kurzen Moment ist da
- trotz allem! -
ein kleines bisschen Ruhe.
Ein wenig Frieden.
Es ist ja nur für eine Nacht.
Morgen geht es früh weiter Richtung Trivandrum.
Indien, ich bin da.



Gute Reise.
Lieber Manfred, danke für die Teilhabe, immer wieder, immer wieder. Freundlich, liebevoll und unerschütterlich. (Hab keine anderen Worte) Dir eine gute Zeit!!