Manchmal sind die ganz einfachen Dinge gleichzeitig auch die Besten. Die Wichtigsten.
Aber auch die Schwierigsten.
So ist das auch bei der Meditation.
Kürzlich bin ich über die Do Nothing Meditation gestolpert.
Tönt doch super, nicht?
Die Anweisung lautet: Setz dich hin - und tu: nichts!
Keine spezielle Atemtechnik. Kein Mantra.
Nicht einmal eine spezielle Haltung.
Nur sitzen.
Nur da sein.
Klingt einfach?
Dann probier’s doch mal aus.
Nach ein, zwei Minuten merkst du, wie schwer das ist.
Der Geist quatscht ständig dazwischen.
Er will planen, erinnern, analysieren, kommentieren.
Oder sich mit was anderem beschäftigen.
Und nervt!
Nichts tun? Kaum auszuhalten!
Und doch liegt genau darin die Kraft. Wenn du nicht gleich aufgibst. Wenn du dran bleibst. Wenn du dich nicht gleich aus dem Sattel werfen lässt.
Nach zwanzig Minuten komme ich dann regelmäßig ins Staunen, was dann passiert. Wenn ich spüren kann, wie der Geist ruhiger wird.
Manchmal so ruhig wie ein Bergsee, in dem sich der Himmel spiegelt.
Shikantaza - die Zen-Variante
Im Zen gibt es etwas ganz ähnliches wie die Do Nothing Meditation:
shikantaza, das heißt “einfach nur sitzen”.
Es geht nicht darum, etwas zu erreichen.
Einfach nur sitzen.
Nichts festhalten. Alle Erwartungen und Vorstellungen loslassen.
Nicht als Technik zum Entspannen, sondern einfach nur mit dem sein, was ist.
So, wie es ist.
Mir ist keine Praxis bekannt, die nur annähernd so mächtig und so wirkungsvoll ist.
Eine alte Geschichte
Niaoke Daolin 鳥窠道林 (741–824) war ein bekannter Chan-Meister der Tang-Zeit
„Niaoke“ bedeutet wörtlich „Vogelnest“.
Er lebte (der Legende nach) lange Zeit in einer Art Nest, hoch oben in den Bäumen. Daher nannten ihn seine Zeitgenossen „Bird’s Nest Monk“ oder einfach „Bird’s Nest“.
Ein hoher Regierungsbeamter fragte Bird’s Nest nach der Essenz der Lehre. Der antwortete:
„Vermeide das Böse, tue das Gute.“
Der Regierungsbeamte war enttäuscht.
„Aber das weiß doch schon ein dreijähriges Kind!“
Darauf erwiderte Bird’s Nest:
„Mag sein. Doch auch wenn es ein dreijähriges Kind versteht, kann es selbst ein Achtzigjähriger nicht tun.“
Was das mit Nichts-Tun zu tun hat
Auch hier gilt:
Jede*r kann sagen „Einfach sitzen. Nichts tun.“
Doch wirklich still sitzen und nichts tun – das ist schwer.
Aber vielleicht liegt gerade darin die Essenz unserer Praxis:
Auch wenn es unmöglich erscheint, bleibt uns doch nichts anderes übrig, als genau das immer wieder zu üben!
Still sitzen. Böses vermeiden. Gutes tun.
Denn manchmal sind die ganz einfachen Dinge gleichzeitig auch die Besten. Die Wichtigsten. Aber auch die Schwierigsten.
Manchmal besteht das Mächtigste,
das du tun kannst, darin,
nichts zu tun.