Die Stadt rauscht.
Überall Blinken, Dröhnen, Drängen, Stöhnen,
und es überrollt mich fast,
wie die Menschen auf Straßen und Schienen
im Takt von Ampeln und Fahrplänen
durch das System gepumpt werden.
Und dann: der weite Atem eines Parks.
Ein kleiner Teich. Uralte Bäume.
Die alles umfangen.
Ein Zwischenraum,
in dem die Zeit stockt.
Ich suche mir eine ruhige Ecke,
um ein wenig innezuhalten,
um durchzuatmen,
und plötzlich wird es mir klar:
Das Wunder.
Es liegt direkt vor meiner Nase.
Zen ist eine mystische Tradition.
Und Mystik heißt: das Geheimnis würdigen.
Das Leben selbst – geheimnisvoll.
Wundersam.
Wunderbar.
Wir leben im Staunen.
Oder wir könnten.
Wenn wir nicht so oft vergessen würden.
Wir stellen uns große Fragen:
Wer bin ich?
Woher komme ich?
Wohin gehe ich?
Warum ist das Leben manchmal so unendlich schwierig?
Religion, Philosophie, Wissenschaft, Politik –
unzählige Versuche, Antworten zu finden.
Und doch übersehen wir leicht das Offensichtliche:
das alltägliche Wunder, das direkt vor uns liegt.
Es ist das Wunder der Aufmerksamkeit.
Dass wir überhaupt wach sein können.
Dass wir sehen, hören, fühlen können –
nicht nur Dinge, sondern uns selbst.
Aufmerksamkeit lässt sich nicht greifen.
Und doch ist sie immer da.
Wie ein Schatten:
offensichtlich, und doch unfassbar.
Natürlich ist es viel leichter, die Aufmerksamkeit zu zerstreuen.
Handy. Nachrichten. Endlose Clips.
Süßer Zucker für die Ameisenkräfte des Geistes.
Wir stürzen uns darauf –
und bleiben doch hungrig und durstig zurück.
Kurzes Glück.
Langes Leiden.
Aber wir können üben.
Wir können üben,
wach zu sein.
Wir können üben,
einfach mit dem zu sein, was ist.
Wie ein Kind, das laufen lernt.
Wie ein Baby, das zum ersten Mal seine eigene Hand entdeckt.
Wir können lernen, gut mit unserem Geist umzugehen.
Zazen. Satipatthana.
Den Atem beobachten.
Still werden.
Immer wieder.
Dōgen (1200-1253) sagt:
Es geht um Leben und Tod;
sei in jedem Augenblick aufmerksam;
sei nie unachtsam, sei nie träge.
Flüchtig gehen die Dinge vorüber.
Verpasse keinen einzigen Moment.
Hier im Park wird das spürbar.
Die Stadt schweigt draußen.
Und die Stille serviert mir den Tee.